Agrotourismus im Kanton Freiburg: Eine coole Aktivität mit Tieren ist die Wanderung mit Alpakas

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Agrotourismus verbindet Ferien auf dem Bauernhof, Tiere und Natur und beschert insbesondere Familien wahre Glücksmomente. Treffpunkt ist bei RandoAlpakas, einem kleinen Bauernhof bei Attalens, unweit von Châtel-Saint-Denis im Kanton Freiburg. Ab dort wandert man im Gleichschritt mit den Alpakas Oscar und Obi-Wan.

Alpakas im Vivisbachbezirk im Kanton Freiburg

Einheimische und Passanten sind den Anblick von sympathischen Rindern auf den Weiden rund um Attalens gewohnt. Auf dem alten Freiburger Bauernhof von Noël und Isabelle Grandjean zieht jedoch eine ganz andere Tierrasse die Neugierigen aus nah und fern an. Agrotourismus steht hoch im Kurs!

RandoAlpakas ist der ideale Ort für eine Aktivität auf einem Bauernhof mit Tieren. Kaum hat man das Hoftor passiert, begrüssen neugierige Wollknäuel mit dickem Fell, langen Hälsen und riesengrossen Augen die Ankömmlinge und die Familien auf Hofbesuch. Die verfressenen Gourmets erhoffen sich ein paar köstliche Bisquits! Cassiopée, Caramel, Tina, Leia, Louane, Deva, Marco, Larry, Stanley… Insgesamt 20 Alpakas und der Lamahengst Martin leben hier im Herzen des Vivisbachbezirks.

Das Züchterpaar begrüsst die Gäste herzlich und informiert sie über den kommenden Spaziergang in die Natur. Liebevoll stellen sie ihre Schützlinge vor, eins nach dem andern. Jedem Tier ist ein gerahmtes Portraitfoto mit Name und Geburtsdatum gewidmet. Eine würdige Galerie, die selbst im prestigeträchtigen Studio Harcourt Paris bestehen könnte! Ein total begeistertes russisches Touristenpaar habe gar eine professionelle Fotografin engagiert, um ihre Tour mit den Alpakas – im Rahmen ihrer Flitterwochen in der Region Freiburg – von A bis Z festzuhalten.

Isabelle ist zuständig für die Wahl der Namen der weiblichen Neugeborenen, während Noël die Namen der männlichen Jungtiere des Betriebs auswählt. Und doch, die Beziehung zu den Alpakas wird nicht vermenschlicht. «Es sind und bleiben wilde Tiere, und sie sind nicht einmal besonders anhänglich», betont der Züchter mit Nachdruck. Als Referenz, sich über Alpakas zu informieren, gilt das Buch Lamas et alpagas, les connaître, les élever von Christiane und Bernard Giudicelli sowie deren Webseite.

Alpaka oder Lama?

In der Öffentlichkeit werden Alpakas und Lamas oft verwechselt, vielleicht weil sie beide aus Südamerika stammen. Um sich nicht zu täuschen, hier einige Unterschiede zwischen diesen beiden sogenannten Neuwelt-Kameliden:

    • Der wild lebende Cousin, dem Alpaka am ähnlichsten, ist das Vikunja, dem Lama am ähnlichsten ist das Guanako.

    • Das Alpaka ist kleiner und weniger schwer (zwischen 20 und 30 cm kleiner) als das Lama (bis 1,70 m hoch, zwischen 110 und 200 kg).

    • Das Alpaka hat gerade, kurze Ohren, während die Ohren des Lamas gekurvt und nach vorne gerichtet sind.

    • Das Fell von Alpakas reicht vom Kopf bis zuunterst der Beine, sie sind also mit mehr Wolle bedeckt als Lamas.

    • In Südamerika ist das Alpaka bekannt für seine weiche Wolle und wird für den Unterhalt von Freiflächen gehalten. Das kräftigere Lama wird als Lasttier, Viehtreiber und zum Roden eingesetzt.

    • Das Alpaka lebt länger – bis zu 20 Jahren – während das Lama zwischen zehn und zwanzig Jahre alt werden kann.

    • Gezüchtet werden beide hauptsächlich wegen ihrer Wolle und ihres Fleisches.

Agrotourismus auf originelle Art

Heute Morgen wird rund um die Stars Oscar, braun-weiss, und Obi-Wan, braun, alles bereit gemacht für ein aussergewöhnliches Agrotourismus-Erlebnis. Zuerst wird den beiden je ein buntes Halfter umgelegt, damit wir unsere wolligen Freunde führen können. Dann, im Rhythmus der Vierbeiner, reihen wir uns vor dem schönen Anwesen auf und warten auf die Tagesgäste.

Die Besucherinnen und Besucher kommen – je nach Jahreszeit – mit guten Wander- oder Laufschuhen, Jacke, Kopfbedeckung und einer Flasche Wasser. Die Alpakas sind mit ihrem Fell aus dicker Wolle und ihren Fussballen von Natur aus bestens ausgerüstet.

In Peru und generell in den Anden, wo sie herstammen, begegnen die Alpakas Temperaturunterschieden von +25°C bis -25°C zwischen Tag und Nacht. Deshalb ertragen sie Hitze ebenso gut wie Kälte. Ihre weiche Wolle, ganz speziell die «Baby Alpaka-Wolle», besitzt Eigenschaften, welche für die Herstellung von Kleidern und Accessoires sehr geschätzt wird. Sie ist bis zu sieben Mal wärmer als Schafwolle!

Agrotourismus im Kanton Freiburg präsentiert sich vielseitig. Hier findet man ein paar Ideen für (Familien-)Ferien auf dem Bauernhof, Aktivitäten mit Tieren und weitere Angebote (Unterkünfte, Verpflegung, Gastronomie, Veranstaltungen und Aktivitäten). Auch die Plattform Agrotourismus Schweiz listet attraktive Orte für Ferien auf dem Bauernhof in der Region Freiburg auf.

RandoAlpaka & Fondue

In unseren Breitengraden haben die kleinen Kameliden mehr Mühe, starke Hitze zu ertragen als unsere Kälte. Ebenso wenig wie die Alpakas haben sich drei 21-jährige Frauen von den Kapriolen des Wetters abschrecken lassen. Sie haben das Angebot «RandoAlpaka & Fondue» beim Touristoffice Les Paccots – La Veveyse gebucht. Welch ein perfektes Weihnachtsgeschenk für Arianna von ihren Kolleginnen Tessy und Nikita!

«Ich liebe Alpakas seit ich ganz klein war. Ich hatte Kuscheltiere und andere Dinge», lächelt die Freiburgerin überglücklich. Für Arianna ist es das erste wirkliche Zusammentreffen mit diesen Tieren. Sie ist überrascht und entzückt, sie so nahe von Châtel-Saint-Denis auf einem Hof im Kanton Freiburg antreffen zu können.

Vor dem Aufbruch zur zweistündigen Wanderung mit den Alpakas erteilt Noël noch einige Sicherheitshinweise: Nie den Kopf der Alpakas streicheln und sich nie direkt hinter ihnen aufhalten, da sie wie Pferde ausschlagen können.

Und was ist mit dem Spucken der Alpakas, alles Mythos oder was? Es handelt sich tatsächlich, wie beim Lama, um einen Verteidigungsmechanismus! Aber ganz im Gegensatz zu seinem Cousin spuckt ein Alpaka selten Menschen an. Diese Behandlung erfahren vor allem Feinde, oder es ist ein Hilferuf. Im Agrotourismus befindet sich das Tier in einem gesunden Umfeld und zeigt sich sanft gegenüber den Menschen.

Die Ruhe auf dem Land

Einem Reflex folgend hält man das Tier an der Halfter nah bei sich. Man läuft an seiner Seite, und man steigt niemals auf seinen Rücken. Selbst das Gewicht eines Kindes ist zu viel für ein Alpaka. Nach einigen Metern im Kreis der jungen Frauen machen Oscar und Obi-Wan plötzlich Luftsprünge! Von Natur aus schreckhaft, haben sie ein kleines Geräusch wahrgenommen, das sie alarmiert hat. Noël beruhigt sie sofort und erklärt: «In Peru ist der Bergpuma ihr natürlicher Feind. Der Instinkt der Wachsamkeit ist immer da. Sogar nachts bleibt immer ein Alpaka wach, um die Herde zu beschützen.»

Feiner Nieselregen verleiht diesem Agrotourismus-Ausflug eine ganz spezielle Atmosphäre und kann der guten Laune nichts anhaben. Wir geniessen die grosse Ruhe der Landschaft und den Duft des Freiburger Waldes. Dank der Begleitung der Alpakas, die nur hin und wieder ein heiseres Geräusch von sich geben, wird der Spaziergang zu einem eindrücklichen Erlebnis. Immer wachsam, sind sie die ersten, die ein Eichhörnchen, einen Vogel oder einen sich nähernden Hund wahrnehmen. Da reicht ein ganz feines Blätterrascheln.

Natürlich dreht sich das Gespräch ganz um die faszinierenden Alpakas, die man hierzulande eigentlich nur wenig kennt. Wer hätte etwa gewusst, dass diese Wiederkäuer drei Mägen und weder Hörner noch Hufe haben?

Mehr Männchen als Weibchen

Im Laufe der Wanderung, die unter den Gästen der Region zu den beliebtesten Naturerlebnissen zählt, erklärt Noël, dass mehr männliche als weibliche Alpakas geboren werden. Folgedessen haben letztere einen höheren Wert, sprich sie kosten zwischen ein paar Tausend bis zu 40’000 Franken. Auch die Qualität ihrer Wolle und die Genetik spielen eine Rolle. «Zu unserem grossen Erstaunen erzielte unser graues Alpaka Larry den ersten Rang seiner Kategorie und wurde anlässlich eines Wettbewerbs 2016 in Bulle zum Vize-Champion der Grauen erkoren.»

Während einiger Jahre gab es regelmässig Alpaka-Geburten auf dem Bauernhof, manchmal gar mehrere pro Jahr. Heute bedeuten die rund zwanzig Tiere das Maximum hinsichtlich Infrastruktur und Familienverhältnisse für die Alpakafarm RandoAlpakas. «Die Tragzeit beträgt zwischen elf und zwölf Monaten. Schon im Alter von einem Jahr sind die Tiere bereit für die Spaziergänge. Man muss sie ans Wandern mit Menschen gewöhnen, und alles hängt auch vom Charakter des Tieres ab.»

Für jede Wanderung wird je nach Gruppengrösse und Art der Agrotourismus-Gäste neu entschieden, welche Alpakas eingesetzt werden. Maximal sind es vier Tiere pro Tour. Häufig dabei ist der Lama-Hengst Martin, das grösste und stärkste Tier, das dann gleich das Picknick für die Wandernden auf seinem Rücken trägt!

Der Alpakapark

Auf halbem Weg der Rundwanderung stoppt die kleine Gruppe im Wald bei einem Holztisch, der sich bei schönem Wetter ideal für ein Picknick eignet. Jetzt ist der Moment gekommen, den Alpakas Wasser zu geben und ihnen mit flacher Hand ein paar Bisquits zu reichen. Das lieben sie! Die drei jungen Frauen nutzen das hübsche Dekor der Umgebung für ein paar Selfies und Souvenir-Fotos.

Bei wolkenlosem Himmel ist am Horizont die unvergessliche Bergkulisse mit Dent de Lys, Les Pléiades und Les Rochers-de-Naye zu erblicken. Heute nicht. Der Weg führt nun heimwärts, Oscar und Obi-Wan beschleunigen ihre Schritte. Keine Rede mehr vom Knabbern frischer Fichtentriebe wie beim Hinweg! Aber auch gut, wenn der Rückweg zur Farm hinunter rascher geht als der kleine Aufstieg am Anfang.

Zurück am Ausgangspunkt verbringen Arianna, Tessy und Nikita noch einen unvergesslichen Moment mit allen Tieren im Alpakapark. Streicheleinheiten, Bisquits und Fotos stehen auf dem Programm! Von fröhlichem Gelächter unterbrochen, beschreiben Isabelle und Noël liebevoll Charakter, Farben der Wolle und Stammbaum ihrer Alpakas. Das Mädchen, die Enkelin, die Nichte, die Tante … gar nicht immer einfach, in dieser Menagerie den Überblick zu behalten, nicht einmal für die Züchter selber!

Agrotourismus – Aktivitäten nach Mass

In familiärer Atmosphäre empfangen Isabelle und Noël von RandoAlpakas das ganze Jahr über Familien und Gästegruppen. Ein Vorteil ist, dass diese Form von Agrotourismus jederzeit dem Alter und den Möglichkeiten der Besuchenden angepasst werden kann.

Für Familien mit kleinen Kindern und/oder mit Kinderwagen wird ein kurzer Spaziergang genügen, gefolgt von Momenten voller Entzücken im Alpakapark. Bisquits verteilen steht immer im Programm! Das gilt auch für ältere Personen oder Menschen mit Behinderung (je nach Behinderung) oder im Rollstuhl. «Manche Menschen mit Behinderung wollen sich den Alpakas nicht nähern, andere wollen gar nicht mehr weg», bemerkt Noël.

Wer gut zu Fuss ist – Familien, Paare, Freundesgruppen, Schulklassen oder auch ein Junggesellinnenabschied – kann 1 1/4 Stunden oder 2 Stunden durch die Wälder und Felder der Umgebung streifen. Natürlich in bester Gesellschaft der Alpakas, manchmal zusätzlich begleitet vom Lama Martin. Der für Agrotourismus im einstigen Pferdestall eingerichtete Alpakasaal ist ein beliebter Ort für Geburtstagsfeiern und andere Events.   

Wie hat das coole Abenteuer RandoAlpakas auf dem kleinen Agrotourismus-Bauernhof bei Attalens im Kanton Freiburg überhaupt begonnen? «Ich wollte schon immer Tiere», erinnert sich Noël Grandjean. «Als der Bauer, von dem ich das Land gemietet hatte, 2014 pensioniert wurde, dachte ich zuerst an Pferdehaltung. Allerdings braucht es für diese Tierart bedeutende Infrastruktur. Nachdem ich mehrere Betriebe mit Alpakas besichtigt hatte, gefielen mir diese ausserordentlich gut. Man kann fast von Liebe auf den ersten Blick sprechen.»

Gesundheitliche Probleme führten dazu, dass Noël seine angestammte berufliche Tätigkeit nicht fortsetzen und daher seine Zeit mehrheitlich den Alpakas widmen konnte. Mit Unterstützung von Isabelle und mehreren Freunden, welche die geplante Aktivität mit den Tieren testeten, wagte er im 2020 den Schritt in die Agrotourismus- und Freizeitbranche.

Dieses Angebot alternativen Tourismus wird von Interessenten gefunden, die nach «Aussergewöhnliche Wanderungen mit Tieren» im Kanton Freiburg und in der Westschweiz suchen. Der Bauernhof mit seinem speziellen Agrotourismus-Angebot wurde schon in mehreren Reportagen präsentiert, etwa in La Liberté, Le Messager und Coopération.

Alpakawolle ist äusserst hochwertig

Bei Noël und Isabelle Grandjean werden die zwanzig Alpakas einmal jährlich geschoren, und zwar im Mai. Die Schur ergibt brutto ungefähr drei Kilogramm Wolle pro Tier. Was das Waschen, Karden, Spinnen sowie Stricken betrifft, arbeitet RandoAlpakas mit Brigitte Guignet von Brin de Laine in Châtillens zusammen. Diese ist mit ihren Kreationen aus natürlicher Wolle an den Märkten der Region anzutreffen.

Übrigens: Die Alpakafarm in Attalens betreibt auch einen kleinen Shop, in dem handgemachte Accessoires aus Wolle der hofeigenen Tiere erhältlich sind: Naturfarbene Alpakawolle in Strängen, bereit zum Verstricken (weiss, grau, beige, braun, schwarz oder gemischtfarben), aber auch Strickwaren wie Mützen, Stirnbänder, Schals, Babyschuhe etc. 100% natürliche Wolle!   

Welche speziellen Eigenschaften hat die Alpakawolle? Alpakawollfasern sind Hohlfasern mit hervorragenden Insolationseigenschaften und einer Feinheit, die dem Kaschmir äusserst nahekommt (15 bis 25 Tausendstel-Millimeter). Sie ist jedoch resistenter und langlebiger, zudem leicht, elastisch und warm. Feuchtigkeit aus der Luft absorbiert sie langsam, und sie ist fünf bis sieben Mal wärmer als Schafwolle.

Im Gegensatz zu Schafwolle ist Alpakawolle nahezu frei von Wollfett (Lanolin), sie ist also äusserst hautverträglich und damit auch für sensible Menschen interessant. Ein weiterer Vorteil: Da Alpakawolle in insgesamt 22 verschiedenen Farben vorkommt, können chemische Farben oder Bleichmittel reduziert oder vermieden werden.

Alpakawolle gibt es in verschiedenen Qualitäten: «strong», «medium», «fine» und  «Baby Alpaka». Diese letztgenannte Wolle ist die feinste und gilt als wertvollste Qualität. Sie stammt grösstenteils von Jungtieren oder aber von der Halspartie erwachsener Tiere. 

Eine amüsante Anekdote: Die NASA erkannte schon zu Beginn der Weltraumfahrt das Isolationsvermögen von Alpakawolle, so dass die ersten Astronauten in Anzügen aus Alpakawolle ins All reisten!

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